Wir bringen unseren Hunden im täglichen Leben viel bei, ob Grundgehorsam oder Kopfauslastung. Aber es gibt etwas, auf das wir unsere Hunde oft vergessen vorzubereiten – das betrifft den Tierarztbesuch und Körperpflegemaßnahmen.
Dabei ist es wichtig und sinnvoll, den Hund auf alle Handlungen, die er im Zusammenhang mit tierärztlichen oder pflegerischen Maßnahmen erleben kann, vorzubereiten.
Mit dem Medical Training können wir beim Hund Stress vermindern bzw. vermeiden. Außerdem wirkt sich das Training extrem beziehungsfördernd aus, da Zwangsmaßnahmen vermieden werden.
Mit diesem Training geben wir dem Hund die Kontrolle über seinen eigenen Körper, was maßgeblich zum Wohlbefinden des Hundes beiträgt. Wenn er nämlich nicht bereit ist, an einer Übung teilzunehmen, respektieren wir das und geben ihm so die Möglichkeit, über seinen eigenen Körper zu bestimmen. Das ist sehr wichtig für das Wohlbefinden des Hundes und wird ihm helfen, schwierige Situationen zu meistern. Dazu benötigen wir das Vertrauen unseres Hundes, denn Ankündigungen von etwas unangenehmen oder schmerzhaften gehören zum Vertrauen. Wenn wir das Training kleinschrittig aufbauen, auf hochwertige Belohnungen und gute Stimmung achten, lässt sich damit unglaublich viel erreichen. Z. B. freiwilliges Maul öffnen, ruhig auf dem Tisch stehen, entspannt kämmen und duschen, stillhalten beim Blut abnehmen oder Spritzen geben, bis hin zum Röntgen ohne Narkose.
Dem Hund werden Signale beigebracht mit denen er zeigen kann, ob er für die pflegerischen oder ärztlichen Maßnahmen bereit ist. Das Signal schafft eine Basis, die auf Vertrauen beruht. Der Hund weiß, dass evtl. etwas für ihn unangenehmes kommt – aber wenn er im Signal bleibt, gibt es für ihn auch einen besonders gute Belohnung. Wenn die Übungen gut aufgebaut werden, wird der Hund auch mitarbeiten und solange er im Signal bleibt, kann man weitermachen. Wenn der Hund das Signal abbricht, macht man eine Pause (z. B. mit Tricks oder einem kleinen Suchspiel). Nach der Pause kann man das Signal wieder abfragen und wenn der Hund sich darauf einlässt, kann man mit den pflegerischen bzw. ärztlichen Maßnahmen weiter machen.
Geübt wird am Anfang zuhause, in reizarmer Umgebung. Nach und nach kommt dann die Generalisierung, also die Übung in vielen unterschiedlichen Situationen, bis Tierarzt bzw. Hundefriseur zuverlässig am Hund arbeiten können.
Also insgesamt gesehen lohnt es sich, solch ein Training mit dem Hund so früh wie möglich zu beginnen. Je später wir den Hund vorbereiten, umso schwieriger und zeitaufwändiger wird es.
Von dieser Möglichkeit des medical Trainings habe ich erst sehr spät erfahren und dadurch bei Nele, meiner mittlerweile 13-jährigen Hündin, diese Vorbereitung versäumt. Mich hat damals niemand darauf hingewiesen, dass es sinnvoll sein könnte, bspw. das Maul öffnen zu üben. Dadurch war das nur mit Zwangsmaßnahmen möglich – sie hat sich sprichwörtlich gewunden wie der Aal 😁. Auch wenn man ihr Globuli oder ein flüssiges Medikament verabreichen musste, war das Stress für beide Seiten. Das habe ich mit ihr geübt und es geht schon viel besser.
Das medical Training biete ich mittlerweile als Kurs an (einzeln oder in Gruppen), da es ein wichtiger Baustein in der Erziehung unserer Hunde ist. Wenn ich Dein Interesse geweckt habe, kannst Du Dich gerne bei mir melden.