Erziehung fängt zuhause an

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Bei vielen Hundebesitzern hat sich das Leben seit Corona verändert. Viele arbeiten fast nur noch im Home Office, was bei einigen Probleme mit sich bringt. Die Hunde werden mitunter sehr kreativ, um die Aufmerksamkeit ihrer Besitzer zu bekommen. Sie schleppen Spielzeug an und legen es einem in den Schoß, sie piensen immer wieder wenn es zu „langweilig“ wird, sie drängen sich dem Menschen auf. Und ganz oft haben sie Erfolg damit – der Besitzer wirft dann doch den Ball, er spricht mit dem Hund an oder streichelt ihn.

Dadurch fängt der Hund immer mehr an, Aufmerksamkeit einzufordern und damit auch Entscheidungen zu treffen. Der Hund entscheidet, wann gespielt wird. Der Hund entscheidet, wann er gestreichelt werden will usw.

Um festzustellen wie oft der Hund damit Erfolg hat, kann man zuhause eine Strichliste machen, wer die Entscheidung getroffen hat. Z. B. der Hund drängt sich an den Menschen und wird gestreichelt – Strich für den Hund. Der Hund bringt das Spielzeug und der Mensch wirft es – Strich für den Hund. Der Hund kratzt an der Balkontür und der Mensch macht die Tür auf – Strich für den Hund. Ein Strich für den Menschen wäre z. B. wenn er die Balkontür nicht öffnet und den Hund ignoriert. Und am Ende des Tages schaut man sich die Liste an, wer mehr Entscheidungen getroffen hat – war es der Mensch, oder doch der Hund?

Es ist eigentlich nicht dramatisch, wenn der Hund der Entscheidungsträger ist. Es wird dann dramatisch, wenn es Probleme mit dem Vierbeiner gibt (z. B. wenn er bei Hundebegegnungen hin zerrt oder pöbelt, wenn er an der Leine zerrt, wenn er den Menschen draußen allgemein ignoriert und auf den Rückruf nicht reagiert). Und dann sollte man etwas ändern.

Meistens wird die „Auswirkung“ trainiert – d. h. am Rückruf, an der Leinenführigkeit, an den Hundebegegnungen – aber in den seltensten Fällen fängt man bei der „Ursache“ an – nämlich an dem „Nicht hören“ zuhause.

Das heißt jetzt nicht, dass zuhause keine Spielaufforderung des Hundes mehr beachtet werden darf. Oder der Hund allgemein ignoriert werden muss. Es heißt, dass vor allem zuhause der Grundgehorsam trainiert werden muss. Z. B. Sitz, Platz oder Hier. Und wenn der Hund es nicht freiwillig befolgt, muss man es durchsetzen.

Am besten ist es, spielerisch mit dem Hund zu arbeiten – wenn es beiden Spaß macht, ist es viel leichter, den Hund zu erziehen. Gerade die Distanzarbeit, die draußen sehr nützlich ist, kann drinnen in reizarmer Umgebung sehr gut aufgebaut und gefestigt werden.

Nasenarbeit ist für die Hunde super toll – sie schnüffeln ja auch draußen die meiste Zeit. Dadurch können wir den Hund sehr gut auslasten und arbeiten nebenher auch noch am Gehorsam. Dazu z. B. zwei Plastikbechern nehmen und in den Boden jeweils ein Loch machen. Dann wird unter einen Becher ein Leckerlie gelegt und die Becher verschoben – der Hund muss suchen, unter welchem Becher das Leckerlie ist (dabei die Becher festheben). Der Becher, an dem der Hund am längsten verweilt, wird hochgehoben. Ist das Leckerlie drunter, darf der Hund es haben – ist es nicht drunter, fängt man das Spiel von vorne an. Während des Spiels kann man den Grundgehorsam einfordern, in dem man den Hund absitzen lässt und er warten muss, bis man ihm das Startkommando gibt.

Eine weitere Möglichkeit ist, einen Parcour im Wohnzimmer aufzubauen. Dazu eignet sich alles, was man im Haushalt so findet – Stühle, kleine Tische, Decken, Waschschüssel, Eimer, Klappkiste, Besenstiele etc. Dann wird der Hund langsam durch diesen Parcour geführt. Zwischendurch immer wieder mal absitzen lassen, damit der Hund nicht hektisch wird. Durch die unterschiedlichen Anforderungen wird die Körperschulung des Hundes trainiert. Anfangs sind manche Hunde eher unsicher, z. B. in eine Klappkiste zu steigen. Aber nach und nach bekommen sie mehr Sicherheit und es macht zunehmend Spaß.

Je kreativer der Mensch wird, umso mehr Spaß macht es dem Hund – und umso besser kann der Grundgehorsam gefördert werden.

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